Chuchi Wormatia auf Reise!
Ein informativer Bericht mit Tipps und
Empfehlungen
Freitag, 7:00 Uhr, unser Leih- Bus startet mit
7 Brüdern von Worms Richtung Frankreich. Nach ca 2 ½ Stunden Fahrt
packt uns der Hunger, ein LKW (mitgebrachter warmer LeberKäseWeck!)
besänftigt den Bauch und Winzersekt stillt den Durst
Um 11:45 Uhr erreichen wir pünktlich unser
erstes Ziel, ein kleiner Champagnerwinzer in der Grand Cru Gemeinde
Bouzy mit 1,7 ha. Wobei man wissen muss, dass für Grand Cru
Weinberge bester Lage 1,0 Mio und bis zu 2,5 Mio € pro Hektar (ein
Quadrat von 100m Seiten- länge) bezahlt werden. Die junge Chefin
empfing und bewirtete uns sehr freundlich. Leider entsprachen die
degustierten Weine nicht ganz unserem Geschmack. Sie waren
geschmacks-intensiv aber uns etwas zu hefig.
Danach gab es zum Glück ein, mit Esswaren
wohlsortiertes Geschäft, sodass wir für unser Mittags-Picknick
an der Marne bei Ay, einkaufen konnten. Unseren Kaffee nahmen wir
dann gemütlich im Cafe auf dem Ay´er Marktplatz.
Unser Weg führt uns dann nach Epernay in die
Rue de Champagne.
An diesem sonnigen Nachmittag besuchten wir
zuerst dasChampagnerhausvon Comtesse Lafond.Das Schloss ist nicht nur exquisit, der von einem freundlichen
jungen Mann servierte Champagner war auch sehr gut.
Baron Patrick de Ladoucette ist nicht nur der
Besitzer dieses famosen Gutes, sondern er besitzt auch noch weitere
Güter in Burgund, Chablis und Loire. Der berühmteste Wein von de
Lacoucette ist zweifelsohne der 1972 zum ersten Mal gekelterte
„Baron de L“. Dieser reinsortige Sauvignon Blanc wurde zum
Inbegriff eines großen Pouilly Fumé von der Loire.
Nicht weit entfernt von diesem Schlösschen
residiert Champagne Mercier.
Dort liegen auch die weiträumigen, seit 1871
in den Kreidefelsen gegrabenen Keller, die bis heute zur Reifung und
Lagerung des produzierten Champagners dienen. Die Keller liegen in
einer Tiefe von ca. 30 m und umfassen Gänge in einer Länge von
18 km.
Die Fahrt mit der Elektrobahn in den
Kellergängen ist empfehlenswert, sieht man doch, was die Familien
der großen alten Häuser geleistet haben. Zum Abschuss verkosteten
wir 3 Champag-ner des Hauses
Zur Weltausstellung
1889 in Paris
ließ Mercier das mit 1600 Hektolitern
seinerzeit größte Wein-fass der Welt mit Namen „Le foudre“ (Das
große Fass) herstellen und mit 20 Ochsenpaaren nach Paris
transportieren. Das Fass ist heute in der Eingangshalle von Mercier
in Épernay ausgestellt.
Interessant ist: Mercier besaß die
ursprünglichen Rechte an der Marke Dom
Pérignon, verkaufte diese aber 1930 an Moët
& Chandon. 1970 fusionierte das Haus Mercier
dann mit Moët & Chandon. 1987 wurden beide von der neu
gegründeten Luxusmarke Moët-Hennessy-
Louis Vuitton übernommen.
Einchecken im Hotel, ein „Coupe de Champagne“
(Glas) auf dem Fußweg zum Restaurant als Aperitif vorab. „La
Grillade Gourmande“ in Epernay (unbedingt vorbestellen) entpuppte
sich als hervorragende Adresse. Der Küchenchef Christophe Bernard,
arbeitete bei Paul Bocuse und
Alain Ducasse, war stets auch bei den Gästen
präsent. Wie saßen auf einer schönen Terrasse und wurden verwöhnt
mit Foie Gras de Canard au Ratafia de Champagne, ( Enten
Foie Gras mit Champagner Rataviagebacken in Terrine und
Zwiebelmarmelade in Rotwein)
Rouelles de Homard et
Escalope de Foie Gras, Chaud Grillée,
(Roulade von Hummer und Stopfleber
gegrillt auf Karottencreme) Blanc
de Turbot Grillé, au Caviar d´Aquitaine, Sauce au Champagner Blanc
de Blances, (Gegrillter
Steinbutt, mit Kaviar von d´Aquitaine, Champagner- sauce von Blanc
de Blanc),
Pigeonneau Désossè, au Foie Gras, Cuit en Feuilleté,
(Taube ausgebeint, mit Foie Gras gefüllt, in Blätterteig gebacken),
Ris de Veau Braissés a la
Bourgeoise aux Petit Legumes
(Kalbsbries mit kleinem Gemüse in einer
Kasserolle serviert). Alles in
vorzüglicher Qualität und man höre und staune, kein Gericht a la
Carte über € 26.- . Dazu natürlich Käse und Dessert und Weine
aus einer Karte von ca 7 cm Dicke ab € 24.- je Flasche.
Brüder, sollte Euch der Weg nach Epernay
führen, dort müsst Ihr reservieren. Auf dem Weg ins Hotel natürlich
noch ein Absacker im Bistro Progress. Jetzt war es genug.
Am nächsten Morgen – Frühstück 08:00 Uhr –
besuchten wir natürlich die Markthalle. Ein buntes Treiben und ein
formidables Angebot. Manche deutsche Großstadt wäre wahrscheinlich
froh einen Markt in dieser Größe und Qualität zu haben.
Meine Brüder fanden natürlich sofort einen
Fischhändler der bereit war, für uns Austern für ein zweites
Frühstück zu öffnen. Eine gute Grundlage für unseren nächsten
Besuch.
Im Herzen der Champagne, 5 km nördlich von
Epernay liegt Hautvillers auf einem Hügel ober-halb des Marnetals.
Das schönste Dorf der Champagne. Es wird auch die Wiege des
Champagners oder die Perle der Champagne genannt, mit einem Meer von
Weinbergen bis hinunter zur Marne. Die Weinberge umfassen etwa 285
Hektar (41 % Pinot Meunier, 41 % Pinot Noir, 18 % Chardonnay), die
von 141 Winzern bestellt werden, darunter die großen Marken (Moët &
Chandon, Roederer, Taittinger).
Und hier lebte und ist begraben der Mönch Dom
Perignon, der große Kellermeister aus der im Dorf gelegenen
Benediktinerabtei? Der Legende nach hat er in Hautvillers 1681 die
ersten Perlen in den Champagner “gezaubert”.
Wir besuchten im Dorf einen der Winzer.
Champagne Tribaut, immerhin mit rund 15 ha, gehört das Unternehmen
schon zu den größeren Winzern. Die englische Zeitung „The Times“
hat diesen Betrieb nach Taittinger zum 3.besten Betrieb der
Champagne erklärt. Madam Tribaut, ursprünglich aus Colmar und
deutsch sprechend, empfing uns überaus erfreut, da zwei von uns
nicht das erste Mal zu Besuch waren. Eine umfassende Probe – man
produziert 9 Champagner von denen wir nur 2 nicht verkosteten –
wurde uns geboten. Hier erfuhren wir auch, dass das kg Trauben im
letzten Jahr bei € 8.- lag. Und immerhin braucht man 1,2 bis 1,4 kg
um eine Flasche mit 0,75 ltr Inhalt zu produzieren. (Viele der
sogenannten Winzer sind nur Traubenproduzenten die feste
Abnahmeverträge, vor allem mit den großen Häusern haben.)
Der langen Rede kurzer Sinn, sehr gute
Qualität zu guten Preisen. Mit € 16.- und € 18.- liegen 5 der
Produkte unter € 20.- .
Wir haben zugeschlagen und befürchteten unser
Fahrzeug zu überladen.
Ein nun zwingend erforderlicher Imbiss, danach
45 Min. Augenpflege im Gras vor einem Weinberg. Wir besuchten dann
das Château de Boursault, 1843 hat Madame Clicquot es erbauen
lassen. Imposant, doch leider am Samstagnachmittag für Besichtigung
geschlossen.
Wir hatten dann einen Termin bei Champagne
Legrand-Latour mit ihrem „La Cave aux Coquillages“ in Fleury la
Rivière. Vor 45 Millionen Jahren war die Champagne ein tropischer
Strand, der u.a. von „Campaniles giganteum“ (Riesenschnecken über
40 cm lang!) bewohnt wurde.
Und nun kann man hier kann man die Welt der
Paläontologie und den Reichtum einer einzig-artigen fossilen
Fundstätte entdecken. Mehrere 100m Ausgrabungsstollen, daran
ange-schlossen die Reife- und Lagerkeller, ein imposantes Erlebnis.
Auch interessant: vor 4 Jahren kaufte ich dort einen
Jahrgangschampagner 2005 für damals € 26,50, den wir im Mai 2019
getrunken haben. Er war großartig.
Umziehen im Hotel, um dann ins Restaurant LE
CAVEAU nach Cumiéres zu fahren. Der Gastraum ist ganz in den
Kreidehügel geschnitten. Küchenchef Jean Claude Rambach ist bemüht,
erreicht aber bei gleichem Preisniveau nicht die Qualität wie das
Restaurant gestern.
Sehr schwaches Weinangebot, man hatte den
Eindruck er wolle seinen Keller ausverkaufen.
Wir wurden trotzdem satt, brauchten natürlich
auch danach noch ein Absacker im Bistro Progress.
Der Samstagmorgen: Frühstück, Ausschecken,
doch wohin mit dem Gepäck? Zum Glück war noch Platz unter den
Sitzen, sodass wir uns auf den Weg nach Reims machen konnten, um
eines der größten und imposantesten Champagnerhäuser zu besuchen.
Louis-Alexandre Pommery, Wollhändler, schloss
sich im Jahr 1856 mit Narcisse Greno zusammen und gründete „Pommery
& Greno“. Nach dem Tod des Gründers erbte seine
Witwe
Jeanne Alexandrine Pommery und lies ab dem Jahr
1866 18 Kilometer Keller ausgegraben und große Gebäude im
neugotischen
Tudor-Stil
etwas außerhalb des Zentrums Reims errichten.
Heute heißt das Unternehmen „Vranken-Pommery
Monopole“ mit einem eingetragenen Kapital von 134 Mio. Es besitzt
die Champagner Marken „Vranken Demoiselle“ und „Vranken
Diamant“, sowie Pommery mit seinen Cuvées „Louise“ und „POP“,
Charles Lafitte, Heidsieck & Co Monopole.
Viel Geld wurde von dem Unternehmen auch in
Kunst investiert. Es ist sicherlich eines der beeindrucktesten
Champagnerhäuser. Da wir aber schon einen großen Keller gesehen
hatten, sahen wir von einer Besichtigung ab.
Wir wollten nur die Halle besichtigen und ein
Glas trinken aber die geforderten Preise waren für uns inakzeptabel.
€ 16.- für ein Glas Champagner ? Nein, hatten wir doch
hervorragende Produkte im Auto, wovon ganze Flaschen den gleichen
Preis gekostet hatten.
Zwar beeindruckt, wenden wir uns mit Grausen um
in die Innenstadt zu fahren und die Kathedrale von Reims zu
besichtigen. Außen im Stile französischer Hochgotik, imposant.
Die Frontseite teils vom Schmutz der Jahrhunderte befreit,
beeindruckt an dieser Kirche. Der Innenbereich ist etwas schlichter,
fast 140m lang und 40m hoch, hat aber zahlreiche original erhaltene
farbige
Glasfenster aus dem 13. Jahrhundert, sowie
neuere Fenster u.a. von Marc
Chagall.
Aber wie so oft trieb uns dann der kleine
Hunger nach einiger Suche in der tollen Fußgängerzone zur Brasserie
Excelsior am Place Drouet d’Erlon, wo wir einen wunderschönen Platz
im Garten bekamen. Auch hier gab es wieder u.a. Austern als
Vorspeise. Als Hauptspeise hatten wir
Tartare
de bœuf Charolais, pommes frites et
salade verte, Mignon
de porc à la moutarde, gratin
dauphinois, Navarin
de veau, écrasé de pommes de
terre,Faux-filet
de bœuf au poivre, pommes
coin de rue,
Magret
de canard, poêlée de légumes
provençaux et sauce aux épices douces ; überraschend günstig
zwischen €16 .- und € 20.- je Gericht.
Ein abschließender Kaffee und diverse
Eisbecher machten uns fit für die Heimreise.
Um 19:00 Uhr trafen wir uns in Worms dann mit
unseren Damen und den zu Hause gebliebenen Brüdern bei unserem
Freund und Lieblingsitaliener Mario am Museum.
Ein toller Ausflug, der uns die Bandbreite der
Champagne näher gebracht hat. Empfehlenswert für jeden Kochbruder.
Chuchi Wormatia, MdC Bernd Harbauer